Quarantänezeit und Rückflug nach Deutschland

Wie der Titel schon vermuten lässt schreibe ich diesen Artikel von Deutschland aus. Wir mussten heimkehren.

Am 15. März rief Peru den nationalen Notstand aus. Schulen, soziale Einrichtung, usw. wurde geschlossen und die 15-tägige häusliche Quarantäne begann. 

In meinem letzten Blogeintrag schrieb ich ja bereits, wie wir davon zwischen Tür und Angel mitbekommen haben. Zwischen Dschungel und Strandurlaub wurde uns die „Rosa-rote Brille“ von der Nase gerissen. So standen wir also am Busterminal mit unseren Koffern und beschlossen kurzerhand uns auf den Rückweg zu unseren Gastfamilien zu begeben. Wir hatten sehr viel Glück, weil wir uns gerade noch in Lima befanden. Schließlich trieb sich unsere Voligruppe gerade in ganz Peru und sogar Bolivien herum. Wir waren mitten in unserem Reisemonat.

Angekommen in unseren Gastfamilien wurden die Koffer dann direkt wieder ausgepackt. Wir stellten uns darauf ein die nächsten Wochen erstmal nicht groß rauszukommen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich Vokabeln wie „Quarantäne", "Ausgangssperre" oder "Mundschutz“ auf Spanisch lernen würde.

 

Als ich am nächsten Tag aufwachte blickte ich ganz schlaftrunken auf mein Handy. Es war der 16. März. Ein Nachricht ploppte auf: „Das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) empfiehlt dringend die Rückreise aller Volontäre wegen der COVID-19-Pandemie und bittet eindringlich darum, für eine baldige Rückreise der Freiwilligen nach Deutschland Sorge zu tragen.“

Ein riesiger Schock.

Am Tag darauf würde der gesamte Flugverkehr eingestellt werden, weshalb ein Rückflug noch am selben Tag in Erwägung gezogen wurde. Dies erledigte sich dann aber ziemlich schnell wieder.

Die nächsten Tage waren ein ziemliches Hin und Her. Es gab neue Gesetzentwürfe von Seiten des Präsidenten. Die Grenzen wurden geschlossen und es galten immer mehr Verbote. Nun war auch das Reisen auf nationaler Ebene untersagt. Was für die Volis, die noch in Cusco oder Bolivien festsaßen ein ziemliches Problem darstellte.

Zwischen 20Uhr und 5Uhr morgens durfte niemand mehr auf die Straße. Eine andere Reglung folgte, dass bloß eine Person pro Haushalt das Haus verlassen durfte und zwar nur zum Einkaufen oder für Arztbesuche. Irgendwann durfte dann auch kein Auto mehr fahren.

Vor Kurzem wurden auch Tage eingeführt, an dem bloß Frauen oder nur Männer raus gehen dürfen. An manchen Tagen darf niemand das Haus verlassen.

Die Reglungen sind hart aber nötig für ein Land wie Peru. Bei zu vielen Infizierten kann das Gesundheitssystem nicht mehr standhalten. Es fehlen die Kapazitäten. Andererseits schadet dies der örtlichen Wirtschaft enorm. Vor allem in der Großstadt Lima gibt es tausende Straßenverkäufer, die von der Hand in den Mund leben. Viele Familien stehen gerade vor einer kaum zu bewältigenden Herausforderung. 

 

Unsere Mentoren haben sich ordentlich ins Zeug gelegt um uns Rückflüge zu organisieren, uns mit den neusten Infos zu versorgen und und und. Dafür bin ich sehr dankbar!
Nach ca. einer Woche hat Deutschland dann eine Rückholaktion gestartet. Rund 4000 Deutsche saßen in Peru fest. Einer von uns Volis hat direkt einen Platz in der ersten Maschine bekommen. Peru hat diesem Flug leider keine Landeerlaubnis gegeben, weshalb das erst einmal ins Wasser gefallen ist.
Letztendlich hat Deutschland seine Rückholflüge eine Woche später über den Militärflughafen laufen lassen - Ihr merkt es war ein großen hin und her - Schließlich habe ich auch einen Sitzplatz in einem Flugzeug bekommen und bin somit am 26. März heimgeflogen.

Da stand ich also mit meiner Gastfamilie in der Morgendämmerung und verabschiedete mich. Ich machte mich auf zum Flughafen. Da keine privaten Fahrzeuge fahren durften und nur ausgewählte Taxis war das schon eine kleine Herausforderung. Während der Taxifahrt wurden wir etliche Male von Soldaten mit Maschinengewehren kontrolliert. Ein merkwürdiges Gefühl!

 

Es war schon interessant wie wir da in Zelten auf dem Rollfeld saßen, handgeschriebene Bordkarten in die Hand gedrückt bekamen und Hunde unser Gepäck ab schnüffelten. Wir durften leider nur einen Koffer mitnehmen, obwohl wir mit zweien angereist sind.

 
Ich bin auf jeden Fall total dankbar, dass die deutsche Botschaft und auch der CVJM sich so für uns ins Zeug gelegt hat! Die anderen Volis haben auch alle nach und nach einen Platz bekommen und mittlerweile sind alle wieder wohlbehalten in Deutschland angekommen.
Als ich den Anruf bekam hatte ich sehr gemischte Gefühle. Irgendwie war ich froh, dass diese Ungewissheit vorbei war. Schließlich saß ich bereits 1 ½ Wochen mit meinen gepackten Koffern rum und wusste nicht ob ich schon am nächsten Tag oder erst in 2 Wochen abreisen würde. Die Traurigkeit überwog jedoch! Durch die plötzliche Quarantäne konnten wir uns weder von Freunden noch von unserer Arbeit verabschieden.
Mein Ziel ist es aber gerade nicht Mitleid zu erregen, nein, ich möchte Danke sagen!

dANKESCHÖN!

Danke für alle die mich durch Spenden, Zusprüche oder im Gebet unterstützt haben. Ich hatte eine unglaublich tolle Zeit in der ich sehr viel lernen durfte und wachsen konnte. Ich habe unglaublich tolle Menschen kennengelernt, die mich inspiriert haben und von denen ich viel lernen konnte. Es haben sich super schöne Freundschaften gebildet.
Ich hatte auch eine tolle und herzliche Gastfamilie, die mir ein Zuhause geboten hat.

Ich hatte die Möglichkeit ganz viele neue Erfahrungen zu gewinnen und coole Abenteuer zu erleben. Z.B. meinen eigenen Ballettunterricht zu gebe, den Dschungel im Kanu zu durchqueren, mit Schildkröten (in freier Wildbahn!) zu schwimmen, Bäume zu pflanzen, Spanisch zu lernen, zu surfen,  alleine Gruppen auf Spanisch anzuleiten, Alpakas zu knuddeln und vieles mehr!

Ein riesen Dankeschön gilt auch unseren Mentoren Anne-Sophie und Michael und unserer tollen Voligruppe. Danke für die unvergessliche Zeit mit euch😊

Danke!

 

 

Thiemo, Lea, Smila und ich am Frankfurter Flughafen

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