Von der Gastfamilie in Lima in die WG nach Arequipa

Hier in Peru ist nun offiziell der Sommer angebrochen. Den Gedanken von Sonnenschein und Freibad könnt ihr dabei aber ganz schnell wieder verwerfen. Das Freibad findet man hier ausschließlich auf den Straßen, denn in Arequipa ist Regenzeit!

Ja richtig gehört - Arequipa nicht Lima! Schon seit Anfang Januar helfe ich hier im Sommerprogramm aus. Mit den beiden anderen Volis Hannah und Maren, die das ganze Jahr über in der Provinz arbeiten, wohne ich in einer richtig tollen WG.

 

Arequipa ist wirklich wunderschön. 300 Tage im Jahr scheint hier die Sonne…und ich komme ausgerechnet in der Regenzeit hahah. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie schwierig das Wäsche waschen dadurch wird. Wir haben jetzt ein Springseil quer durch die Küche gespannt, wo unsere Wäsche hängt. Gardinenstangen und Kühlschrankmagneten wurden auch umfunktioniert. 
Arequipa ist umgeben von drei Vulkanen: dem Misti, Chachani und Pichupichu. Von unserer Wohnung aus hat man einen atemberaubenden Blick auf die Drei (Wenn es gerade Mal nicht zugezogen ist). Wir wohnen nämlich im 4. Stock, was sich ganz schön anhört, einem aber schon zu schaffen macht. Arequipa liegt auf einer Höhe von 2.300 Metern, da ist die Luft bereits etwas dünner und man legt im Treppenhaus gerne mal eine Verschnaufpause ein. Aus Sicherheitsgründen verzichte ich daher auf Sport ;) . Dafür habe ich mir aber ein anderes Hobby gesucht: Hannah und ich nehmen jetzt Gitarrenunterricht!

So aber jetzt kommen wir zu dem Grund warum ich eigentlich hier bin: Die Arbeit!
Warum bin ich überhaupt in Arequipa? In Lima läuft natürlich auch gerade das Sommerprogramm auf Hochtouren. Dazu kommen sogar um die 15 Volontäre aus z.B. Kolumbien, Brasilien oder Dänemark um mitzuhelfen. Während des Sommers absolvieren die Teilnehmer der Leiterschaftsschulung auch eine Art Praktikum im YMCA und arbeiten in verschiedenen Projekten mit. Deshalb wird nicht die Hilfe von allen sieben deutschen Lima-Volis gebraucht.
Smilla arbeitet von daher mit Jule und Anna in Trujillo und ich eben in Arequipa.
Ich bin total dankbar, dass Köhlers diese Möglichkeit in die Wege leiten konnten!
Ähnlich wie in Lima arbeite ich in einer der Armenviertel der Stadt: Horacio. Auch hier gibt es krasse soziale Differenzen innerhalb der Stadt. Auf der einen Seite gibt es den Plaza de Armas, der Touristen auf der ganzen Welt anlockt und dann die Armenviertel mit Straßenhunden, staubigen Straßen und einer hohen materiellen Armut.
Der YMCA in Horacio ist viel kleiner als der in Lima. Es arbeiten drei Frauen hauptamtlich dort: Eine Sozialarbeiterin, eine Psychologin und eine Ärztin. Die Ärztin ist die einzige Ärztin in Horacio, was ihre Arbeit sehr bedeutend und wichtig für die Einwohner macht.
Dazu kommen drei Psychologiestudenten, die ein Praxissemester dort absolvieren und zu guter Letzt wir drei Volis. Dadurch entsteht ein sehr schönes familiäres Arbeitsumfeld. Ich habe meine Kollegen hier wirklich gern! Zum Anfang des Sommerprogramms wurden wir gefragt: Was möchtet ihr für Projekte starten? Wir haben uns auf einen Deutsch und Englischkurs geeinigt, auf einen Bastelkurs und ich unterrichte noch einen Ballettkurs. Währenddessen laufen die alten Projekte weiter: die Ludoteca (=Spielzimmer) für Kleinkinder, die Kinder- und Jugendgruppe und die medizinische bzw. psychologische Betreuung von zwei der Hauptamtlichen.
Ich bin wirklich ein bisschen stolz darauf, dass ich hier in Peru nun ganz alleine meinen eigenen Ballettkurs auf Spanisch schmeiße. Es macht mir auch wirklich viel Spaß und ich finde es super, was man für eine Verantwortung und gleichzeitig Freiheit aufgetragen bekommt.
Bei den Kindern und Jugendlichen haben wir auch schon viele eigene Ideen einbringen können: Vom Geländespiel, über Kinderschminken und Pizza backen bis hin zum Umweltprojekt.

Das WG Leben empfinde ich auch als sehr wertvoll. Ob wir zusammen unseren wöchentlichen Markteinkauf machen, (wobei wir als Stammkunden schon immer herzlich mit den Worten „Sin bolsa, cierto? = Ohne Plastikbeutel, richtig? Begrüßt werden) in einem schnuckeligen Café unsere Programme gemeinsam planen, die Gemeinde besuchen, oder uns wegen Unirecherchen verrückt machen.
Auch wenn manchmal plötzlich das Wasser, das Internet oder das Gas weg ist, kriegen wir das immer ganz gut gelöst...
Die WG ist was ganz Tolles!

 

Mit den Beiden habe ich auch meinen Geburtstag zusammen gefeiert und wir waren auf einer Alpakafarm!! Die Frauen auf der Arbeit haben mir eine riesen Schokotorte mitgebracht. Ich hatte wirklich einen sehr tollen Geburtstag.

Die zwei Tage nach meinem Geburtstag haben wir frei bekommen, weil unsere Chefinnen auf Geschäftsreise waren. Die Gelegenheit haben wir genutzt und sind über Nacht mit dem Bus zehn Stunden nach Cusco gefahren. Cusco war einst die Hauptstadt des Inkareichs und ist noch immer sehr davon geprägt. Wir haben z.B. die Ruine der Inka-Festung Sacsayhuamán besichtigt. Auch ein Bummel über den Inkamarkt lohnt sich: man findet bunte Alpakapullis, Socken und Mützen. Natürlich kann man sich auch mit Alpakas und deren traditionell eingekleideten Besitzerinnen fotografieren lassen.
Ca. drei Stunden von Cusco entfernt befinden sich die Rainbowmountians. Morgens sind wir dann also los und haben unsere 10km Wanderung begonnen. Bis auf 5000m ging es hoch, da oben war die Luft echt dünn. Es war ein super Ausflug! Die Aussicht war atemberaubend. Oben wurde man dann von sonnenbrillentragenden Alpakas begrüßt. :)   

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Anja (Sonntag, 01 März 2020 12:34)

    Liebe Vera! Ganz herzlichen Dank für deinen Blog, den wir alle zusamen gelesen haben. Wir wünschen Dir einen schönen Urlaub. LG ASFD