Willkommen zurück auf meinem Blog. Allein die Tatsache, dass ich meinen letzten Blogeintrag vor über zwei Monaten verfasst habe, verrät viel darüber wie beschäftigt ich gerade bin. Es ist sehr viel passiert. Jetzt möchte ich euch aber gerne an meinem Arbeitsalltag teilhaben lassen und von den Programmen in denen ich mitarbeite berichten.
Bevor jemand fragt: Lamas habe ich bis jetzt hier nur im Zoo gesehen und Meerschweinchen habe ich auch noch nicht probiert. Dafür habe ich versehentlich Kuhmagen gegessen…
Seit gut 2 Monaten bin ich jetzt so richtig in die Arbeitswelt eingetaucht. Ich muss echt sagen, dass ich wirklich sehr zufrieden mit meinen Projekten bin und auch merke, wie ich immer mehr mit den Teilnehmern warm werde und in die Aufgaben hineinwachse.
Starten wir mit Crecemos Felices. Dort arbeiten Joni, Lea und ich mit einer Gruppe von ca. 30 Kindern im Alter von 6-12 Jahren. Die Kinder mussten in der Vergangenheit zusammen mit ihren Eltern Produkte auf den Straßen Limas verkaufen. Das sieht man hier öfter: Kinder verkaufen Süßigkeiten oder Getränke für wenige Cents. Der Y bietet den Eltern eine Art Mikrokredit um ihr Unternehmen ohne die Hilfe der Kinder fortzuführen. Dabei gilt aber die Bedingung, dass die Kinder die Schule besuchen und eben auch zu unserem Programm „Crecemos Felices“ (=Wir wachsen glücklich auf) erscheinen. Dieses findet im Centro statt, was eine eher kriminellere Region Limas ist. Wir spielen hier Fußball und Volleyball mit den Kindern und betreuen sie, bei den Hausaufgaben. Anfangs war ich bei der Hausaufgabenbetreuung glaube ich noch nicht so eine große Hilfe, aber mittlerweile klappt es mit dem Spanisch immer besser und ich kann sogar bei Spanischhausaufgaben helfen. Während des Programmes werden die Kinder auch von einer Psychologin und einer Sozialarbeiterin begleitet.
Jeden Dienstag gibt es einen christlichen Input, dieser wird von Joni, Lea und mir gestaltet. Dazu kriegen wir ein Thema vorgegeben, zu dem wir drei dann ein Theaterstück, eine Andacht, eine Gruppenarbeit, Spiele und verschiedene Lieder vorbereiten. Wir haben zum Beispiel schon die Schöpfungsgeschichte behandelt und danach mit den Kindern in einer Gruppenarbeit überlegt, wie man diese Schöpfung denn schützen könnte. (In Dingen wie Klimaschutz gibt es in Peru nämlich sehr wenig Aufklärung!) Einmal im Monat gibt es ein Treffen mit den Eltern der Kinder, bei dem die Eltern über Themen wie Hygiene oder Ernährung aufgeklärt werden.
Crecemos gefällt mir richtig gut! Teilweise ist es sehr anstrengend so eine große Gruppe von kleinen Kindern ruhig zu kriegen, aber sie geben einem so viel Liebe zurück und freuen sich immer so sehr, wenn wir kommen😊
Ein weiteres Programm ist Club de Emprendedores. An diesem Programm nehmen unter anderem Jugendliche teil, die aus Crecemos Felices rausgewachsen sind. Andere Jugendliche kommen aus prekären Verhältnissen und laufen Gefahr auf Falsche Bahnen zu geraten. Dieses Programm findet auch im Centro statt. Mit ca. 15 Jugendlichen treffen wir uns montags für 2 Stunden um gemeinsam Volleyball oder Tischtennis zu spielen. Beim Volleyball haben sie es echt drauf! Am Anfang hat mich das echt eingeschüchtert, weil ich in Deutschland noch nie richtig Volleyball gespielt habe, aber die Teilnehmer versuchen mir das total liebevoll beizubringen und freuen sich dann auch immer total, wenn ich wieder einen Ball treffe. Mittlerweile geht es echt bergauf mit meinen Volleyballkünsten.
Samstags findet das Programm von 15-20Uhr statt. Wir machen dort auch wieder Sport mit ihnen, danach gibt es immer verschiedene Einheiten. Zum Beispiel sollen die Jugendlichen gerade versuchen ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Zur Debatte stehen gerade, Fußballkurse in den Armenvierteln Independencias anzubieten, oder die Straßen rund um den Y schön zu gestalten, indem man z.B. Stromkästen bemalt. Ich bin gespannt wie die Durchführung klappt und werde dazu sicher bald auch noch mehr schreiben. An anderen Samstagen haben wir Tänze einstudiert oder Lieder mit Cajón und Gitarre komponiert. Es ist immer eine sehr lustige und unterhaltsame Zeit bei Club de Emprendedores.
Noch ziemlich am Anfang meiner Zeit in Peru, war ich mit den Teilnehmern dieses Programmes für 3 Tage im Camp. Wir haben Teamtraining im Hochseilgarten in Azpitia gemacht und haben die beiden anderen Tage am Strand im Y-Camp verbracht. Das Camp stand unter dem Thema „Agentes del cambio“ (=Agenten der Veränderung). Während der Zeit haben die Jugendlichen also Fragestellungen bearbeitet, inwiefern sie sich selbst oder an der Welt generell verändern möchten. Wir haben lustige Videoclips erstellt, viel gesungen, gegessen und die Teilnehmer haben sogar im Meer gebadet. Das war mir dann doch etwas zu kalt!
Das Camp war für uns Mitarbeiter ziemlich wichtig, da wir so eine viel bessere Bindung zu den Jugendlichen aufbauen konnten, was die Arbeit nun erheblich erleichtert.
Zudem arbeite ich noch in einem Stadtteil Limas der Independencia heißt. Hier herrscht eine hohe materielle Armut und vor allem Frauen leiden durch ihre
finanzielle Abhängigkeit oft unter häuslicher Gewalt. Lea und ich arbeiten hier in zwei verschiedenen Frauengruppen. Die Frauen bekommen Wolle vom Y zur Verfügung gestellt. Bei unseren Treffen
stricken und häkeln wir mit den Frauen. Das können sie wirklich richtig gut! Die Frauen bringen sich gegenseitig immer neue Strickmuster bei. Ab und zu kommen auch Leute von außerhalb dazu um
ihnen weitere Handwerkliche Fähigkeiten näher zu bringen. Bei jedem Treffen wird auch fleißig gekocht. Eine Frau stellt immer ein Rezept für z.B. Nachtische vor. Die Frauen können dies zuhause
nachkochen und anschließend auf der Straße verkaufen. Auch ihre Strickereien können sie auf der Straße verkaufen um sich finanziell unabhängig zu machen.
Bei dem Stricken bin ich keine wirkliche Hilfe. Lea und ich sind von daher für den christlichen Input, Lieder und Spiele verantwortlich.
Das heißt aber nicht, dass wir uns am Stricken nicht versuchen! Die Frauen geben sich so viel Mühe uns dies beizubringen. Ich bin gerade dabei meinen eigenen Hausschuh zu häkeln! Wenn bzw. Falls
der Schuh fertig ist, werde ich euch das natürlich in meinem Blog wissen lassen.
Ich finde es sehr schön wie stark die Frauen im Glauben sind. Lea und ich bringen auch jedes Mal wieder neue Bibelgeschichten mit, die z.B. von starken, unabhängigen Frauen handeln. Das stärkt
sie und bringt sie in ihrem Leben voran. Generell gilt die Gruppe auch einfach als ein Ort des Austausches. Die Frauen sind da füreinander und unterstützen sich gegenseitig.
Der einzige Nachteil an diesem Projekt ist die Entfernung. Wir fahren immer rund eine Stunde hin und auch wieder eine Stunde zurück! Und das in dem Verkehr Limas… daran muss man sich gewöhnen!
Außerhalb des Programmes fallen auch noch Sonderveranstaltungen, wie z.B. Flohmärkte oder Spendenveranstaltungen in Independencia an. Dabei schaden ein paar unterstützende Hände von uns Volis auch nicht. Wir sind auch gerade mit einem Bauprojekt zugange, aber dazu mehr in meinem nächsten Blogeintrag!
Außerhalb meiner Arbeit fallen auch noch andere Dinge an, wie z.B. der Sprachkurs. 8 Stunden die Woche haben wir Spanischunterricht. Der Kurs bringt mich
wirklich voran und ich merke, dass sich mein Spanisch verbessert.
Ich bin auch noch Teilnehmerin in der jungen Erwachsenen Gruppe Hope und einmal im Monat findet noch der Mitarbeitergottesdienst Focus statt.
Der Freitag fängt für uns immer mit dem Volifrühstück an. Dieses findet im Haus unserer Mentoren statt und ist wirklich eine sehr wertvolle Zeit. Neben einem wirklich leckeren Frühstück machen wir Lobpreis, reflektieren unsere Arbeit und behandeln geistliche Themen. Ein Themenkomplex war z.B. die eigene Persönlichkeit. Wir haben uns mit verschiedenen Persönlichkeitsmodellen beschäftigt und Tests gemacht welchem Temperament wir angehören: Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker oder Sanguiniker. Da unsere Voligruppe charakterlich total gemischt ist, haben wir uns überlegt, wie man mit welchem Charakterzug umgehen sollte und was Stärken und Schwächen eines jeden sind. Das war sehr fördernd für unsere Zusammenarbeit. Der Sonntag ist unser freier Tag. Wenn ich nicht gerade Surfen bin oder Bäume in Independencia pflanze, verbringe ich Zeit mit meiner Gastfamilie.
Wir waren tatsächlich an einem Sonntag mit einer Gruppe von ca. 30 Freiwilligen in Independencia und haben 500 Bäume gepflanzt! Der Y hat einen Spendenaufruf gestartet. Weltweit konnte man Geld für die Bäume spenden, die wir dann gepflanzt haben. Wirklich ein schönes Projekt!
An der Stelle möchte ich mich nochmal bei allen bedanken, die diese besondere und prägende Erfahrung durch Spenden oder sonstige Unterstützung möglich gemacht haben! Vielen Dank und ganz liebe Grüße aus Lima:)